Paquet war getrieben von einem Phänomen, das er in seiner Antrittsrede vor der Preußischen Akademie der Künste 1932 so formulierte: „Meine Zeit war der Beginn eines binneneuropäischen Ausbruchs in die Welt.“ Er gehörte einer Generation an, die mit wilhelminischer „Weltpolitik“, imperialen Träumen und ungeheurem Fortschrittsoptimismus groß geworden war, dann den Ersten Weltkrieg erlebte, die Verheißung und den Schrecken einer alles umwälzenden Revolution, die Dauerkrise der Weimarer Republik, schließlich das Dritte Reich – und erneut einen nochmals desaströseren Weltkrieg. Hintergrund seines Leben war die krisenhafte Etablierung der Moderne in Deutschland und die Versuche ihrer mentalen Bewältigung. Faszinierende Versprechungen wechselten sich ab mit Gewalt und Schrecken, himmelstürmende Utopien trafen auf reale Dystopien. Seine Generation erfuhr das alles ungehemmt direkt in ihrem Leben. Paquet arbeitete sich zur Bewältigung und Überwindung dieser Erfahrungen an einer große Vision ab, die der friedlichen Integration Deutschlands in die Welt dienen sollte, einer Welt jenseits des Nationalismus, einer globalen one world – der Begriff hätte ihm zweifellos gefallen.
Überraschend viel von dem, was er sich erträumte, wurde in der Folge des Zweiten Weltkriegs verwirklicht; nicht zuletzt ein westliches Deutschland, das sich, nicht länger von Berlin dominiert, mit seinen Ballungszentren wie dem Rhein-Main-Gebiet nach Westeuropa hin öffnen konnte. Insofern ist die Frage nach Paquet auch die nach einem durch die fatale historische Entwicklung 1933ff. abgeschnittenen, genuin westdeutschen Selbstbewusstsein der Weimarer Zeit, das längst auf der Suche nach einem europäischen Weg für Deutschland war.
Der Weltdeutsche. Eine Biographie Alfons Paquets
513 Seiten, 29,90 Euro
ISBN 978-3-945558-20-1